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Tolle Derbystimmung und knappe SSVE-Niederlage

SSVE verliert beim SV Ludwigsburg 9:13 – Entscheidung erst im letzten Abschnitt

Esslingen – Volle Ränge im Sportbad NeckarPark, eine richtige Derbyatmosphäre und dazu ein rassiges und bis ins letzte Viertel knappes Spiel: so toll und attraktiv kann der Wasserballsport sein. Die 13:9 (4:2, 2:4, 3:1, 4:2)-„Auswärts“niederlage für den SSVE beim SV Ludwigsburg ist zwar schmerzlich, doch viel Positives kann mitgenommen werden.

Eine Niederlage ist und bleibt eine Niederlage. Am Ende steht man ohne Punkte da. Und gerade in einem Derby, in dem bis ins letzte Viertel für beide Mannschaften ein Sieg möglich ist, schmerzt eine Niederlage. Dennoch wird das am Ende etwas deutliche 9:13 aus Esslinger Sicht keine der Niederlagen sein, an der man lange zu knabbern hat. Zu positiv war das Erlebnis, vor einer tollen Kulisse eine über weite Strecken gute Leistung abgerufen und überraschend lange sogar Aussicht auf einen Punktgewinn gehabt zu haben. Überraschend deshalb, weil zum einen die Ludwigsburger nach ihren erfolgreichen Europapokalspielen als klarer Favorit ins Spiel gegangen war und zum anderen die Vorbereitung des SSVE mit Krankheits- und Coronafällen die letzten beiden Wochen alles andere als optimal verlief. Vor allem aber, weil SSVE-Center Konstantinos Sopiadis nicht zur Verfügung stand. Und wer sich im Wasserballsport etwas auskennt weiss, wie zentral im wahrsten Sinne des Wortes die Position des Centerspielers für eine Mannschaft ist. Doch das Team um Mannschaftskapitän Marvin Thran nahm die Herausforderung und den Kampf an, jeder gab nochmal ein paar Prozentpunkte mehr und wahrscheinlich ging auch deshalb am Ende etwas die Kraft aus. Trainer Heiko Nossek fehlten mit zunehmender Spieldauer auch die Wechselmöglichkeiten, nachdem mit Marvin Thran, Valentin Finkes und Robin Rehm drei Spieler mit drei persönlichen Fouls bereits zum Zuschauen verdammt waren: „Die Niederlage ist leider zu hoch ausgefallen, das aber nur aufgrund unserer individuellen Fehler. Grundsätzlich bin ich aber stolz auf die Mannschaft, dass sie das Fehlen von Kosta Sopiadis so gut aufgefangen hat. Es wäre mehr drin gewesen, hätten wir am Schluss, vor allem im vierten Viertel, die individuellen Fehler abgestellt, wäre sogar ein Punkt oder ein Sieg möglich gewesen. Aber nichtsdestotrotz: auf diese Leistung können wir aufbauen und nächste Woche gegen die Whites Sharks im Heimspiel müssen die zwei Punkte her.“ Auch Co-Trainer Hannes Rothfuß zieht ein positives Fazit: „Wir können zufrieden mit unserer Leistung sein, auch wenn die Niederlage mit vier Toren Differenz zu hoch ausfällt. Wir hatten die Chance auf ein besseres Ergebnis, verschenken dies aber aufgrund zu leichter Gegentore und zu fahrlässigen Eins-gegen-Eins-Situationen. Wir lassen vorne zu viele Chancen liegen und bringen uns so um den Lohn unserer Arbeit. Alles in allem können wir positiv nach vorne schauen, den Elan mit ins Training und in die kommenden Spiele nehmen und dann am Ende den ersten Sieg einfahren. Es war ein schönes Spiel in der dazu passenden Atmosphäre!“ Es war eine geschlossene Mannschaftsleistung, der Einsatz stimmte in allen Bereichen und SSVE-Torhüter Boris Tepic zeigte mit seinen Paraden ebenfalls eine richtig starke Leistung: „Wir haben heute gezeigt, dass wir auch vermeintlich stärkeren Gegnern die Stirn bieten können und geben am Ende das Spiel selbst aus der Hand. Die nächsten Wochen werden für die Mannschaft deswegen umso wichtiger, in denen mit Neukölln, Potsdam und White Sharks Hannover drei Mannschaften auf uns warten, die wir schlagen wollen“, so der 20jährige Goalkeeper.

Zum Auftakt der Partie geriet der SSVE schnell mit 0:2 in Rückstand: einen Strafwurf sowie ein Überzahlspiel nutzten die Gastgeber zur Führung nach zwei Spielminuten. Doch nach knapp dreieinhalb Minuten erkämpften sich die Esslinger ebenfalls eine „Mann-mehr-Situation“, die Routinier Peter Karteszi zum Anschlusstreffer abschloss. Doch auch die Hausherren nutzten die nächste Überzahlchance zur erneuten Zwei-Tore-Führung. Spätestens als Valentin Finkes in der siebten Spielminute mit einem schönen Rückraumtreffer das 2:3 erzielte, war Derbystimmung im neuen Sportbad angesagt. Zwar kam Ludwigsburg noch vor der ersten Pause zum 2:4, doch die beiden Mannschaften hatten erste Akzente gesetzt.

Der zweite Abschnitt gehörte dann zur Überraschung der vielen Fans sogar den Esslingern: Kapitän Marvin Thran traf gleich zu Beginn mit einem schönen Rückraumschuss zum 3:4. Boris Tepic reihte sich in die starke Leistung seines Teams ein und hatte schon zu diesem Zeitpunkt mehrere hervorragende Paraden auf seinem Konto. Mitte des Viertels konnte Linkshänder Valentin Finkes den ebenfalls starken SVL-Torhüter aus ganz spitzem Winkel zum Ausgleich überwinden. Die Esslinger Fans unterstützten ihr Team immer wieder mit Sprechchören, die Stimmung war hervorragend. Und das übertrug sich auch auf die Mannschaft: in der Abwehr blockte Juniorennationalspieler Robin Rehm einen Schuss und im Anschluss traf sein Nationalmannschaftskollege Emmanouil Petikis zur ersten SSVE-Führung in der 13. Spielminute. In Unterzahl kassierten die Esslinger den 5:5-Ausgleich, doch schon mit dem nächsten Angriff schoss Robin Rehm seine Mannschaft in Überzahl nach einer schönen Ballstafette wieder in Führung. Doch auch die Gastgeber wussten ein weiteres Überzahlspiel zu nutzen und kamen zum Ausgleich. Beide Seiten hatten zwar noch Chancen, doch die Torhüter verhinderten weitere Treffer, sodass es mit 6:6 in die Halbzeit ging.

Zu Beginn des dritten Viertels vergaben beide Mannschaften zunächst eine „Mann-mehr-Situation“ und es brauchte einen Strafwurf, bis das nächste Tor für die Ludwigsburger fallen sollte: der vierfache Torschütze Tobias Bauer verwandelte diesen zum 7:6. Schmerzhafter als das Tor war die Tatsache, dass SSVE-Kapitän Marvin Thran fortan nicht mehr mitwirken konnte, da er bereits drei persönliche Fouls hatte. Und mit einem weiteren verwandelten Strafwurf baute der SVL seine Führung zunächst aus. Doch der SSVE gab sich noch lange nicht geschlagen und kam nach einer Auszeit in Überzahl durch Linkshänder Peter Karteszi zum Anschlusstreffer. Der Abschnitt endete mit zwei unglücklichen Situationen für den SSVE: ein nicht ausgeführter Freiwurf sorgte für einen frei vor dem Esslinger Gehäuse auftauchenden Ludwigsburger, der sich diese Chancen nicht nehmen ließ und zum 9:8 traf. Im nächsten und letzten Angriff des Abschnitts ließen die Esslinger genau so eine Chance liegen, sodass es mit einem Zwei-Tore-Rückstand in die letzte Pause ging.

Das Spiel war aber noch nicht entschieden, zu groß der Wille auf SSVE-Seite, doch noch für eine Überraschung zu sorgen. Eric Fernandez Rivas schloss ein weiteres Überzahlspiel mit einem Rückraumtreffer ab, der SSVE war wieder auf ein Tor dran. Doch nur wenige Sekunden später kassierte Valentin Finkes seine dritte Zeitstrafe und war fortan zum Zuschauen verdammt. SVL-Trainer Marko Martinic nahm eine Auszeit und sein Team konnte die Überzahlchance zum 10:8 nutzen. Die Kräfte schienen bei den Esslingern nun aufgrund der von vorneherein schwierigen Situation ohne etatmäßigen Center und aufgrund der hohen Foul-Belastung etwas zu schwinden. Eine Überzahlsituation ließ der SSVE ungenutzt, stattdessen traf der SVL in der 28. Minute aus dem Rückraum zur ersten Drei-Tore-Führung des Spiels. Doch noch einmal konnte der SSVE verkürzen: nach einem Ausschluss auf Ludwigsburger Seite nahm SSVE-Coach Heiko Nossek seine zweite Auszeit und auch diese sollte wie schon die erste ihre Wirkung zeigen. Erneut Esslingens Spanier Eric Fernandez Rivas traf mit einem satten Rückraumschuss zum 11:9 – noch waren fast vier Minuten auf der Uhr. Doch nur wenig später traf es auch noch Robin Rehm mit dem dritten persönlichen Fehler und auch diese Chance nutzten die Gastgeber zum 12:9. Spätestens als der spätere „Spieler des Tages“ Sergio Prieto Hernandez mit seinem dritten Treffer eineinhalb Minuten vor der Schlusssirene das 13:9 erzielte, war die Partie entschieden.

Dennoch bekamen beide Mannschaften von allen Fans den verdienten Applaus, schließlich hatten beide Teams in einem durchaus hitzigen und kampfbetonten Lokalderby stets fair agiert und ein schönes und vor allen Dingen spannendes Wasserballspiel abgeliefert. Aus SSVE-Sicht sicherlich mit dem falschen Ergebnis, aber es war der erhoffte Gradmesser mit vielen positiven Erkenntnissen, die die Mannschaft dann hoffentlich komplett in die nächsten wichtigen Partien mit viel Selbstbewusstsein gehen lässt. Und es war ja auch nicht das letzte Derby: am Abend kam die Mitteilung, dass es neben dem Rückspiel Anfang Februar voraussichtlich im Januar im Pokalachtelfinale ebenfalls zu einem hoffentlich spannenden Derby zwischen den beiden Clubs vom Neckar kommen wird. Doch erst einmal steht für die Esslinger Bundesligawasserballer das wichtige Heimspiel am kommenden Samstag um 14 Uhr gegen die White Sharks Hannover auf dem Programm.

Für den SSV Esslingen im Einsatz waren:

Florian Pirzer (Torwart), Miklos Barothy, Marvin Thran (1 Tor), Valentin Finkes (2), Emmanouil Petikis (1), Peter Karteszi (2), Robin Rehm (1), Simon Rehm, Marko Zemun, Eric Fernandez Rivas (2), Mattia Ruggeri, Oskar Rutqvist, Boris Tepic (Torwart).

Mit sportlichen Grüßen
Axel Hänchen