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DOSB-Entscheidung schockt deutschen Wasserball

Der deutsche Wasserball steht vor einschneidenden Veränderungen: Wenig mehr als ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro (Brasilien) will der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) die Förderung komplett auf die Spiele 2020 in Tokyo (Japan) fokussieren. Der DSV-Fachspartenvorsitzende Hans-Jörg Barth (Esslingen) hat in einem Rundschreiben an die Fachsparte und die Erstliga-Vereine über die jüngsten Entwicklungen informiert, die aus Sicht der Sportart dramatisch ausfallen. Nachfolgen des Textes des Schreibens, der der Redaktion im Wortlaut vorliegt:

Liebe Wasserballfreunde,

wie auf der Tagung des Fachausschusses in Saarbrücken beschlossen, möchte ich regelmäßig über den Sachstand und die weitere Entwicklung in der Fachsparte berichten. Ich muss diesen ersten Info-Brief zum Anlass nehmen, um über einen tiefgreifenden Einschnitt für unsere Sportart zu berichten.

Am 16. April diesen Jahres fand beim Deutschen Olympischen Sportbund in Neu-Isenburg eine außerordentliche Sitzung zur Bewertung der sportlichen Situation des deutschen Wasserballsports statt. Vertreter des DOSB waren Herr Sinsel, Ressortleiter olympischer Sommersport, und Fr. Deschauer, Koordinatorin Wasserball. Für den DSV waren anwesend Generalsekretär Fornoff, Direktor für Leistungssport Buschkow, Bundestrainer Novoselac, Leistungssportreferent Pech sowie meine Person.

Der DSV war im Vorfeld aufgerufen, die Position des deutschen Wasserballsports im internationalen Vergleich anhand der Ergebnisse der letzten Jahre darzustellen und einerseits eine sportfachliches Konzept für eine erfolgreiche Olympiateilnahme Rio 2016 und andererseits den Entwurf eines Konzeptes für den Strukturplan 2017-2020 zu präsentieren. Einleitend verwies Herr Sinsel auf die Forderung des Bundesinnenministeriums zur Neuausrichtung des Spitzensports, auch im Sinne einer effizienteren Nutzung der bestehenden Ressourcen. In der Konsequenz, und dies wurde unmissverständlich dargelegt, sieht der DOSB die derzeitigen Strukturen in der Sportart Wasserball als nicht zukunftsträchtig an, um weiterhin finanziell förderungsfähig zu sein.

Nach der Präsentation der Grundzüge der turnusmäßig für den nächsten Olympiazyklus 2017-2020 zu erstellenden Leistungssportkonzeption signalisierte Herr Sinsel dafür Zustimmung des DOSB. Allerdings, und dies ist nun der tiefgreifende Einschnitt, verbunden mit der eindeutigen Vorgabe, die Förderstrukturen unverzüglich auf eine erfolgreiche Teilnahme an den Olympischen Spielen in Tokio 2020 auszurichten. Der unverzügliche Umsetzungszeitpunkt bedingt eine Veränderung der in 2013 beschlossenen Zielvereinbarung für den aktuellen Olympiazyklus. Konkret heißt dies, dass die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2016 durch die Nationalmannschaft der Männer nicht mehr oberste Priorität besitzt. Die nun notwendigen Konsequenzen sind dieser Prämisse unterzuordnen, um weiterhin die finanzielle Förderung durch den Bund zu erhalten.

Nun ist der seidene Faden gerissen, an dem das Damoklesschwert seit einiger Zeit über uns hing. Manche haben es befürchtet, manche haben es erwartet, manche haben es nicht erwartet oder auch nicht kommen sehen wollen.

Der DOSB wird in den kommenden Monaten im Rahmen der eingangs erwähnten Neuausrichtung des deutschen Spitzensports intensiv beobachten, welche Sportarten sich inhaltlich bewegen werden, welche Disziplinen Reformwillen zeigen, um Strukturen aufzubauen, die befähigen nachhaltig im internationalen Wettbewerb an die Spitze zurück zu kehren.

Man muss sich bewusst machen, was es bedeutet, wenn es uns nicht gelingt, durch die weitere Vorgehensweise, manifestiert im Strukturplan 2017-2020 sowie wirksam umgesetzt und gelebt, dieses positive Signal zu senden.

Dies wären der finale Einschnitt und das Aus des Wasserballsports als Spitzensport. Dies ist unsere letzte Chance vor der Einstellung der Spitzensportförderung durch den Bund. Dies hieße Verzicht auf Plätze in der Sportfördergruppe der Bundeswehr und auf Sporthilfe für Bundeskaderangehörige, Wegfall der Bundesstützpunkte und der dortigen Trainingsstättensicherung, ebenso der OSP-Trainer, der Betreuung von Kaderangehörigen an OSP, der Internatsplätze an Eliteschulen des Sports. Ebenso wird es keine relevante LAL- Bewertung zur Finanzierung von Leistungssport auf LSV-Ebene geben. Die weiteren Auswirkungen auf Landesschwimmverbände und Vereine benötigen an dieser Stelle keiner Aufzählung.

In den nächsten Tagen wird beraten, welche unmittelbaren Konsequenzen sich aus der Situation ergeben und welches Vorgehen dadurch erforderlich wird. Bis August 2015 ist im Gesamtkonzept des DSV der Strukturplan für 2017-2020 festzuschreiben. Auch hier wird die Vorgehensweise unter Berücksichtigung der notwendigen Akteure und Gremien zeitnah festgelegt. Ich werde dazu wieder berichten.

Der DOSB gab mit Blick auf die konzeptionellen Vorstellungen für den Strukturplan 2017- 2020 das Signal, dass der Wasserballsport die grundsätzlichen Voraussetzungen hat, um die Chance zu nutzen, wenn eine Änderungsbereitschaft vorhanden ist. Ich erweitere die Bedingung noch: Änderungsbereitschaft und Umsetzungswille im Sinne eines übergeordneten, gemeinsamen Zieles.
Ich bin überzeugt, dass uns dies gelingen wird.

Mit sportlichen Grüßen
gez. Hans-Jörg Barth