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1. Dezember 2021
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SPONTANREISE NACH BELGRAD

Fehlende Spontanität kann man dem deutschen Wasserball-Meister Waspo 98 Hannover schwerlich nachsagen: Am vierten Spieltag der Champions League verzichten die Niedersachsen kurzfristig auf ihr Heimrecht gegen den serbischen Roter Stern Belgrad und steigen stattdessen am heutigen Mittwochabend in der serbischen Hauptstadt ins Wasser. Hintergrund für die vorgezogene Rückkehr an die Save (dort belegte Waspo 98 im Juni beim Champions League-Finale Platz sechs) ist der dürftige Impfstatus zahlreicher Akteure der Belgrader Mannschaft, der einen Auftritt in Deutschland derzeit so gut wie unmöglich macht. Das Anschwimmen steigt zusätzlich zu der Änderung des Austragungsortes auch erst um 20:15 Uhr.

„Ich hätte die Mannschaft aus Belgrad noch nicht einmal ins Hotel bekommen, vom Pool gar nicht zu sprechen“, berichtete Teammanager Michael Skibba über das Geschehen der vergangenen Tage. Organisatorisch scheint die in der Tat arg spontane Belgrad-Reise tatsächlich zu klappen, doch insgesamt bezeichneten die Verantwortlichen des deutschen Meisters die gesamte Situation als „abenteuerlich“. Spannend bleibt zudem die Frage, ob Roter Stern unter den aktuellen Coronazahlen angesichts des dicht getakteten Hauptrundenprogramm der Champions League in anderen Ländern antreten kann.

Sportlich steht der Qualifikant aus der Heimat des amtierenden Olympiasiegers nach dem 12:9 Auftaktsieg gegen die Wasserfreunde Spandau 04 in der Gruppe B mit einem Sieg und drei Punkten allerdings besser dar als die beiden deutschen Vertreter, die bis dato nur auf zwei Zähler (Waspo 98) und einen Punkt (Spandau 04) kommen. Die Niedersachsen haben im Kampf um Rang vier und den erneuten Endrundenzug nach drei von 14 Spielen sportlich noch alle Chancen, allerdings wäre eine Niederlage in Belgrad definitiv ein Rückschlag.

Roter Stern ist einer der beiden Qualifikanten im Achterfeld der Gruppe B und eines gleich von gleich drei serbischen Teams in der diesjährigen Hauptrunde. Bekanntester Akteur aus deutscher Sicht ist der bullige Center Stefan Pjesivac, der in der vergangenen Spielzeit noch bei Spandau 04 aktiv war, dort jedoch aus disziplinarischen Gründen nicht das Saisonende erlebte. Einige Bekanntheit in der Wasserball-Welt genießt Routinier Nikola Rađen (36), Weltmeister 2009 und zweimaliger Olympiamedaillengewinner (2008 und 2012) mit der serbischen Auswahl. 2013 war auch beim damaligen Champions League-Sieg seines heutigen Klubs mit dabei.

Ob die arg spontane Reise Einfluss auf die Leistung und die sportlichen Chancen des deutschen Meisters hat, mochten selbst die Waspo98-Verantwortlichen nicht zu sagen. In der Bundesliga haben die Niedersachsen am vergangenen Wochenende bei ihrem 21:6-Auswärtssieg bei der ersatzgeschwächten SG Neukölln einmal mehr rotiert. Der morgige Kontrahent stand dagegen zuletzt voll im Saft, ist möglicherweise aber etwas ermüdet: In der serbischen Meisterschaft hatte Belgrad spielfrei, doch stand von Mittwoch bis Sonntag das erste von drei Turnieren der Adria-Liga auf dem Programm, auf dem Roter Stern in Europapokalmanier gleich fünf Spiele bestreiten musste.

Der Verlegung nach Belgrad fällt zugleich die geplante Liveübertragung der Partie auf dem deutschen Fernsehsender Sport1 zum Opfer. Allerdings laufen sämtliche Partien des vierten Hauptrundenspieltages unter https://lenchampionsleague.eurovisionsports.tv/event/10/preliminary-round-2021-22 wieder frei empfangbar mit Fernsehbildern und in voller Länge im Livestream der LEN, so dass der Waspo98-Auftritt an der Save zumindest im Internet verfügbar ist.

Von Wolfgang Philipps