25 000 Euro und gefühlter Sieg gegen Gewinner Piräus

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25 000 Euro und gefühlter Sieg gegen Gewinner Piräus

Der Vorhang ist gefallen, die Wasserball-Saison für die deutschen Vereine ist Geschichte. Für Spandau 04 ist sie am Samstag mit dem Final 8 der Champions League in Genua zu Ende gegangen. Dort dabei gewesen zu sein, war letztlich der größte Erfolg dieses Spieljahres, obwohl der achte Platz unter Europas Besten sich zunächst nicht so anhört. Die drei Partien vor Ort – vom Auftakt gegen den späteren Gewinner Olympiacos Piräus (5:6) über das Duell mit ZF Eger (6:10) bis zum Platz-Match um Rang 7 gegen AN Brescia (10:14) – zeigten indes bei allen Spezifikationen eine Gemeinsamkeit: Spandau 04 bewegt sich annähernd auf Augenhöhe mit den Topvereinen. Es fehlt vor allem an Konstanz und Kontinuität und an individuellen Details in Schlüsselsituationen. Es sind häufig Kleinigkeiten, aber am Ende entscheiden sie über den Sieg.
In allen drei Partien hatte Spandau – unterschiedlich verteilt auf die Spielzeit – jeweils eine starke und eine schwache Halbzeit. Am deutlichsten zeigte sich das Potenzial der Berliner beim Auftakt gegen Olympiacos Piräus, das später überraschend das Finale gegen den hohen Favoriten Pro Recco Genua mit 9:7 gewann. Die Griechen begannen gegen das Kovacevic-Team stark, verloren aber ihre Souveränität sofort, als Spandau ernsthaft gegenhielt und aus dem 1:4 ein 4:4 machte. 56 Sekunden vor Ultimo bekamen Marko Stamm & Co. bei 5:6 noch einmal den Ball und hätten mit einem weiteren Treffer ein entscheidendes Fünfmeterschießen erzwingen können. Dass es nicht dazu kam, daran hatten die Referees großen Anteil, die ein klares Piräus-Foul übersahen und den logischen Strafwurf nicht verhängten. „So blieb es ein gefühlter Sieg“, kommentierte Präsident Hagen Stamm.
Damit war das Halbfinale für Spandau passé, das nun bestenfalls noch Fünfter werden konnte. Auch in den Platzierungsspielen danach hatten die Berliner starken Phasen, die aber nicht ausreichten, um Verletzungen (Mateo Cuk), ein schwaches Überzahlspiel, Kräfteverluste und Defizite mal im Angriff, mal in der Abwehr auszugleichen. Platz 8 war da eine logische Folge, auch wenn sich der Außenseiter nie aufgab und wacker bis zum Turnierende kämpfte. Fakt ist: Spandaus guter Name im internationalen Vereins-Wasserball ist durch die Auftritte in Genua nicht beschädigt, sondern eher bestätigt worden. Im Endturnier (damals Final 4) der Champions League standen die Wasserfreunde letztmals 2003 an gleicher Stätte im Piscine Sciorba und wurden Vierter. Das wollte man diesmal vermeiden, aber es gelang letzten Endes nicht, obwohl der deutsche Rekordmeister, wie geschildert, durchaus nachwies, dass ihn gar nicht so viel von den Sieben davor trennt. Hätte Spandau den Auftakt gegen Piräus gewonnen, wäre das Team mindestens Vierter geworden – und wer weiß, was noch hätte folgen können? Manager Peter Röhle, als Torwart an den vier EC-Siegen der 80er beteiligt, kommentierte nach der Partie gegen die Griechen mokant: „Jetzt klopfen einem alle auf die Schulter, aber in der Konsequenz ist es dasselbe, als ob du 0:10 verloren hättest.“
Im Fortgang das Final 8 leisteten sich die Griechen ein solches Schwächeln nicht mehr, im Endspiel am Samstag düpierten sie Gastgeber Pro Recco Genua mit 9:7 und durften sich über 52 000 Euro Siegprämie freuen. Vor allem der kroatische Torwart Josip Pavic brachte die Azzurri mit Glanzparaden in Serie zur Verzweiflung, verdiente sich die Ehrung als MVP, Most Valuable Player, des Final 8 absolut zu Recht und brachte Top-Favorit Genua um den möglichen neunten Titel in der Champions League. Der bis dato letzte von Piräus datierte von 2002, damals gewann man in Budapest gegen Gastgeber Honved. Mit dem gefeierten Sieg vor 2500 Zuschauern im Piscine Sciorba waren die Startprobleme gegen Spandau vergessen.
Bei den Berlinern, als krasser Außenseiter ans Mittelmeer gereist, hielt sich die Enttäuschung über Rang 8 in Grenzen. Trainer Kovacevic lobte das Team für den „guten Job“ gegen Piräus und fasste die beiden Auftritte der Platzierungsrunde so zusammen: „Es war jeweils dasselbe, wir begannen gut, erarbeiteten eine sichere Führung, aber konnten sie nicht halten.“ Der Hauptgrund für den Abbau war aus seiner Sicht das Pensum von acht Spielen in 15 Tagen und „das war für zu viele im Team zu viel am Ende der Saison“.
So blieben die Berliner in diesem Jahr ohne Titel. Immerhin durfte man sich mit dem internationalen Comeback des ersten Endrunden-Auftritts in der Champions League seit 2003 mit einer kleinen finanziellen Aufwandsentschädigung trösten lassen. Als Achter bekamen die Berliner noch 25 000 Euro der 381 000 Euro Gesamtpreisgeld.
Coach Petar Kovacevic resümierte: „Wir haben eine Menge aus diesem Turnier gelernt und hoffen im nächsten Jahr mit einem stärkeren Team zurückzukommen.“ Dann wird das Final 8 übrigens in Hannover stattfinden. Die Teamplanungen sind bereits im vollen Gange – nach der Saison ist vor der Saison. Die meisten Personalien stehen fest. So zum Beispiel, dass der Holländer Lucas Gielen, der eine sehr starke Saison in Berlin ablieferte und von Waspo umworben wurde, weiter bei Spandau bleibt und den Vertrag verlängert.