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DWL-Start: Ausländische Spieler weiter im Trend

Deutsche Talente weiter dünn gesät

Von Wolfgang Philipps

Immerhin fünf aktuelle Olympiateilnehmer von Rio (drei Montenegriner bei Waspo 98 Hannover und zwei Franzosen bei Meister Wasserfreunde Spandau 04) werden in der am Wochenende startenden neuen Spielzeit der Deutschen Wasserball-Liga (DWL) auf der großen nationalen Bühne der Sportart zu sehen sein. Insgesamt bestätigt ein Blick auf die Spielerlisten der 16 Erstligisten allerdings die Eindrücke der jüngsten Vergangenheit: Bei den Transfers wurde stark auf Ausländer gesetzt, deutsche Aktive sind mangels Masse eher dünn gesät. Verstärkt wird die Tendenz durch den Umstand, dass die 13 deutschen Nationalspieler beim Europameisterschaftsturnier Anfang Januar in Belgrad (Serbien) weiterhin alle bei ihren bisherigen Vereinen aktiv sind.

Ligaintern blieben die großen Transfers einmal mehrdie Ausnahme: Dieses ist zum einen der guten Verfügbarkeit von EU-Ausländern geschuldet, die zum dritten Mal in Folge auch in der DWL uneingeschränkt eingesetzt werden können. Zum anderen besteht allerdings zugleich ein spürbarer Mangel an leistungswilligen und auch -fähigen deutschen (Nachwuchs-)Akteuren, wie viele Kenner der Sportart beklagen. Für die Topvereine sind schon seit längerem kaum interessante Aktive auf dem gewünschten Leistungsniveau dabei, während die Klubs abseits der Ballungsgebiete und Bundestützpunkte ihrerseits Schwierigkeiten haben, überhaupt deutsche Spieler zu gewinnen. Einige Beobachter fragen daher kritisch, ob die DWL in ihrer aktuellen Form ohne ausländischen Akteure überhaupt noch Sinne mache. „Wie sollen bei 16 Erstligisten überhaupt noch die Kader gefüllt werden? Die Leistungsunterschiede in der Liga sind bereits jetzt schon riesig“, äußerte sich ein Funktionär unter der Hand über die Kritik an der Ausländerschwemme, die allerdings den meisten Sportarten auch nicht nachsteht.

Als größte Transfers unter den deutschen Spielern gelten die Wechsel der beiden DSV-Kaderakteure Andreas Schlotterbeck (Olympiateilnehmer 2008) und David Kleine von Waspo 98 Hannover zum A-Gruppen-Rückkehrer SG Neukölln sowie der Abgang Erik Miers‘ von Wasserfreude Spandau 04 zum OSC Potsdam und Tim Donners stadtinterner Wechsel von Spandau nach Neukölln. Darüber hinaus hat Marko Bolovic Waspo 98 Hannover in Richtung des serbischen Meisters Partizan Belgrad verlassen. Die Niedersachsen haben die dennoch Reihen gut gefüllt: Die Schwächen im Angriff sollen auf den Rückraumpositionen mit Olympiateilnehmer Drasko Brguljan und Linkshänder Luka Sekulic zwei Montenegriner beheben, auf der der Centerposition der Niederländer Jorn Winkelhost und der Kroate Ante Corusic. Als Kleine-Ersatz auf der Position des Centerverteidigers kommt mit dem groß gewachsenen Vincent Winkler vom Lokalrivalen White Sharks allerdings ein 18-jähriger Deutscher.

Kritik an fehlender Spielpraxis für deutsche Akteure weisen die Waspo98-Verantwortlichen zurück: „Für die Nationalmannschaft benötigen wir Spieler, die sich dem Training stellen und internationales Niveau erreichen wollen. Uns, als Verein, ist es egal, wo die Spieler herkommen“, sagt Trainer Karsten Seehafer. Ähnlich hat für die neue Saison auch wieder Titelverteidiger Wasserfreunde Spandau 04 gehandelt: Hier kommen mit dem Serben Nikola Dedovic und dem niederländischen Nationalspieler Lucas Gielen die neuralgischen Transfers ebenfalls aus dem Ausland. Vizemeister ASC Duisburg war beim Europapolauftritt in Herceg Novi (Montenegro) in seinem 13er-Aufgebot mit immerhin noch elf deutschen Spielern angetreten. Einziger externer Neuzugang für die neue Saison ist mit dem 20-jährigen Junioren-Nationalspieler Bastian Schmellenkamp (vorher Krefeld 72 und Olympia Borghorst) ein weiterer Spieler aus Nordrhein-Westfalen.

Die Tendenz findet allerdings eine nahtlose Fortsetzung bei den kleineren Vereinen: So setzt das personell sichtbare veränderte Team des SVV Plauen bei den Neuzugängen mit Norbert Kerschbaum, Kristof Koltai und Daniel Schmiderer als Kernstück abermals wieder auf drei Spieler aus dem Lande des Rekordolympiasiegers Ungarn. Dass nicht nur die Spitzenvereine ausländische Spieler haben möchten, zeigte sich jüngst auf der DWL-Jahrestagung: Dort hatte eine gewünschte Abstimmung ein 11:5-Votum zur Beibehaltung der bisherigen Ausländerregelung ergeben, wobei diese aufgrund geltenden EU-Rechts juristisch vermutlich ohnehin nicht angreifbar ist. Bei der SV Krefeld 72 wird dagegen nach dem Abgang gleich mehrere erfahrener Spieler auf einen ganzen Schwung von Nachwuchsakteuren aus der Region gesetzt, allerdings hat der letztjährige A-Gruppen-Teilnehmer mit „Klassenverbleib“ auch nur sehr bescheidenes Saisonziel ausgegeben.