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28. Juli 2025
CHAMPIONS LEAGUE: WASPO-SPANDAU-DUELL MÖGLICH
31. Juli 2025Der 26. Juli 2025 wird als „Tag von Duisburg“ in die deutsche Wasserballgeschichte eingehen. Noch in Jahrzehnten werden diejenigen, die dabei waren nachfolgenden Generationen berichten.
Bei der Universiade in der Rhein-Ruhr-Region, dem bedeutsamen Sportfest für Studenten in der Altersklasse U25 (auch Mini-Olympiade genannt), gewannen beide Auswahlmannschaften Deutschlands jeweils eine Medaille. Dabei holten sich die Damen im prall gefüllten Freibad des ASC Duisburg sogar den Titel. Vier Jahrzehnte nach den goldenen 80ern konnte damit wieder einmal internationales Edelmetall gleich doppelt entgegen genommen werden.
Der besondere Tag begann aus deutscher Sicht mit dem Spiel um Platz drei der Männer gegen Ungarn. Nach der Halbfinalniederlage gegen den späteren Universiade-Sieger Italien traf die Auswahl von Trainer Luka Sekulic (Waspo 98 Hannover) auf die Wasserballgroßmacht aus Mittel-Ost-Europa. Der Kader des Gegners war trotz der gleichzeitig stattfindenden Weltmeisterschaft auf A-Niveau in Singapur stark besetzt. Es galt für die deutsche Mannschaft, die 13:15-Niederlage aus der Vorrunde gegen Ungarn wettzumachen.
Von Beginn an spielten die Gastgeber vor ausverkauftem Haus auf den mit mehr als 800 Fans prall gefüllten Tribünen an der Kruppstraße wie aus einem Guss. Fast jeder Angriff wurde in den ersten zehn Minuten erfolgreich genutzt, und so führte das deutsche Team bereits mit 9:5. In dieser Phase ließ sich ein Ungar zu einer Tätlichkeit hinreißen, und die deutsche Mannschaft durfte vier Minuten lang in Überzahl agieren. Dies erbrachte allerdings nur jeweils ein Tor auf jeder Seite, was eine frühzeitige Vorentscheidung verhinderte. Danach schlichen sich ein paar Fehlabspiele und missglückte Abschlüsse ins Angriffsspiel ein. Die Ungarn witterten ihre Chance und holten Tor um Tor auf, obwohl Schlussmann Max Spittank (White Sharks Hannover) einen Strafwurf abwehrte und auch sonst stark parierte. Die deutsche Mannschaft um Kapitän Mark Gansen musste sogar einen Rückstand hinnehmen, und wohl so Mancher auf den Tribünen fürchtete das Schmelzen der Medaillenträume in der warmen Duisburger Sonne. Doch angetrieben von Akteuren wie Jan Rotermund, Elias Metten, Yannek Chiru, Moritz Ostmann und Zoran Bozic verdienten sich die deutschen Männer, die mannschaftlich extrem geschlossen und kämpferisch auftraten, ein 14:14-Remis, womit es ins Fünfmeterwerfen ging.
Es trafen zunächst beiderseits vier von fünf Schützen, ehe auch hier eine „Verlängerung“ her musste. Zunächst verwandelte Mark Gansen seinen zweiten Fünfmeter. Nach einem Fehlwurf der Ungarn war es Till Hofmann vom OSC Potsdam, der mit seinem Treffer für eine „Explosion“ des Publikums sorgte. In einem ausgeglichenen und gut besetzten Turnier konnte die kampfstarke deutsche Mannschaft somit eine Medaille erobern.
Für ein regelrechtes Wunder sorgten anschließend die deutschen Frauen. Mit vier Studentinnen, die in den USA ihren Sport ausüben, und Spielerinnen aus der Bundesliga startete der neue Bundestrainer Karsten Seehafer (Waspo 98 Hannover) nach erfolgreichem Weltcup und souverän erfolgter Euromeisterschaftsqualifikation mit der A-Nationalmannschaft in diese Universiade. Da die Top-Scorer der vergangenen Turniere aus Altersgründen nicht spielberechtigt sein konnten, war es notwendig vor Torhüterin Darja Heinbichner eine starke Defensive zu zimmern, um mögliche Defizite im Angriff zu kompensieren. Dies gelang im Laufe des Turniers auf sensationelle Art und Weise.
Wie ausgeglichen das Turnier besetzt sein sollte, zeigte sich daran, dass das deutsche Team gegen den späteren Sechsten und Siebten Australien und Ungarn in der Vorrunde verloren hatte. Mit Siegen über die Türkei und im Viertelfinale mit 13:11 gegen die guten Japanerinnen zogen die deutschen „Mädels“ in die Vorschlussrunde ein. Hier gelang gegen den Trainingspartner im Vorfeld, Neuseeland, in einer vollkommen ausgeglichenen Begegnung ein hart erkämpfter 9:8-Erfolg, der der Auswahl um Spielführerin Sinia Plotz bereits eine nicht erwartete Medaille sicherte. Schon hier zeigte sich, was zum absoluten Trumpf im Endspiel werden sollte. Neben der großartige Form erreichenden Darja Heinbichner im Tor funktionierte die Defensive wie am Schnürchen. Spielerinnen wie Anne Rieck und Emma Seehafer blockten Schüsse in Serie und brachten die gegnerischen Angriffsreihen zur Verzweiflung.
Das Finale ergab das Aufeinandertreffen mit den USA. Deren Team war aus einem einzigen College zusammengestellt worden und hatte somit als eingespielt zu gelten. Zwar kamen auch die US-Girls als Dritter etwas zäh ins Turnier, räumten dann aber Australien und Italien aus dem Rennen.
Was sich nun in Duisburg vor übervollem Haus abspielen sollte, ist kaum in Worte zu fassen. Schlussfrau Heinbichner zeigte eine regelrechte Weltklassevorstellung und hielt ein Dutzend Schüsse der Amerikanerinnen. Wohl ebenso viele Angriffe blockten die deutschen Verteidigerinnen mit Hingabe ab. Zudem halfen einige Male Pfosten und Latte, wenn doch einmal ein Schuss der USA nicht abzuwehren sein wollte. Unfassbare 20 Minuten lang konnten die College-Girls nicht einen einzigen Treffer erzielen. Die deutsche Mannschaft erspielte sich einige Hinausstellungen und Strafwürfe und konnte immerhin bis zur Halbzeit mit 4:0 in Führung gehen.
Auch bis weit ins Schlussviertel hinein gelangen den USA nur zwei Tore. Beim Stande von 7:2 für die deutsche Auswahl nahm der Coach des Gegners seine Torhüterin heraus. Diese entpuppte sich später als wurfstärkste Akteurin in ihren Reihen. Doch zunächst gelangen der deutschen Mannschaft zwei weitere Ballgewinne die zu Schüssen ins leere Tor zum unglaublichen 9:2 rund dreieinhalb Minuten vor Schluss genutzt werden konnten. Erst im Gefühl des sicheren Sieges gestatteten die deutschen Damen ihren Kontrahentinnen noch vier Treffer, darunter zwei durch die US-Torwartin, zum 9:6-Endergebnis. Der Sieg und damit das „Wunder“ von Duisburg waren perfekt und sorgten für Enthusiasmus und Freudentränen auf den Rängen.
Mit diesen phänomenalen Erfolgen und der entsprechenden Aufmerksamkeit in den Medien, die breit über den eigentlichen Randsport Wasserball berichtet haben, sollte nun die Grundlage für eine Trendwende des bislang sinkenden Schiffs „Deutschland“ gelegt worden sein. Zwar sind diese Ergebnisse nicht im Ansatz mit dem Niveau bei Weltmeisterschaften oder olympischen Spielen zu vergleichen, dennoch haben sich deutsche Auswahlteams mit jungen Akteuren gegen international beachtliche Konkurrenz mehr als nur behauptet und die Zuschauer verzückt.
Bleibt zu hoffen, dass die so erfolgreichen und auch von den Spielern außerordentlich geschätzten Trainerteams um Karsten Seehafer und Luka Sekulic weiterarbeiten können und weitere Signale des Aufbruches gesetzt werden.
Zu den „tollen Tagen“ von Duisburg trugen neben den deutschen Erfolgen, dem guten Wetter, den begeisterungsfähigen Zuschauern und der Medienaufmerksamkeit auch die Veranstalter rund um den ASCD bei, die in monatelanger Vorbereitung ein Ambiente der Extraklasse geschaffen haben. FG