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Sieben (Ex-)Potsdamer im deutschen EM-Team

Korbel, Taubert & Co wollen sich in Kroatien bestmöglich präsentieren

Während viele Leistungssportler über Weihnachten und Jahreswechsel kurz durchatmen können, haben die Wasserballer der deutschen Nationalmannschaft ein volles Programm. Lediglich an den beiden Feiertagen nach Heiligabend und dem Neujahrstag hatten die Männer von Bundestrainer Milos Sekulic (Berlin) frei. Seit Ende November standen etliche zentrale Trainings- und Turniermaßnahmen an, um erfolgreich an den Europameisterschaften vom 4. bis 16. Januar in Kroatien teilzunehmen. Eigentlich sollten diese in Israel stattfinden, wurden nun aber wegen der politischen Situation vor Ort kurzfristig nach Dubrovnik und Zagreb vergeben.
Dass Potsdamer Athleten seit Jahren regelmäßig bei internationalen Championaten zum Einsatz kommen, ist inzwischen Normalität. Diese EM krönt allerdings die kontinuierlichen und zielgerichteten Bemühungen der Potsdam Orcas. Sieben Athleten des 15-köpfigen Teams spielten oder spielen aktuell für die Wasserballer im OSC Potsdam. „Das ist das fantastische Ergebnis zielgerichteter Betreuung junger Athleten“, sagt Dr. Lars Götz, Wasserball-Abteilungsleiter im OSC Potsdam. „Ich kann nur hoffen, dass die Entscheidungsträger im Wasserball-Leistungssport das mit einer schnellstmöglichen Wiederberufung zum Bundesstützpunkt würdigen. Ohne Potsdam sähe die Mannschaft anders aus.“ Für Götz, der als DSV-Mannschaftsarzt ebenfalls nach Kroatien reist, hat diese beeindruckende Bilanz eben auch einen faden Beigeschmack. Nach einem sportpolitischen Ränkespiel wurde Potsdam 2018 der Nachwuchs-Bundesstützpunkt aberkannt. „Trotz des großen Frusts haben wir damals weitergemacht und an unserem Weg festgehalten“, erinnert sich auch André Laube mit Unbehagen zurück. „Das Land Brandenburg wusste unsere Arbeit mehr zu schätzen als der Deutsche Schwimmverband und hat zu uns gehalten; die strukturellen Voraussetzungen wurden stückweise sogar noch verbessert.“
Das Resultat lässt sich sehen: Ferdinand Korbel (27), Finn Taubert (17) und Mark Dyck (19) schnüren aktuell die Kappe für den Tabellenvierten der Bundesliga; letzterer mit Doppelstartrecht (Erststartrecht bei Spandau). Der 27-jährige Lukas Küppers und Sascha Seifert (22) lernten als Kinder das Wasserball-Einmaleins bei den Orcas und etablierten sich schnell in der 1. Bundesliga. Inzwischen gehen die Linksaußen für den ASC Duisburg auf Torejagd und gehören zu den besten Schützen der Liga. Einen sehr entscheidenden Abschnitt seiner beispiellosen Karriere verbrachte Dennis Strelezkij (25) in Potsdam. Das Ausnahmetalent aus Düsseldorf entschied sich 2015 als damals 17-Jähriger, sein Abitur an der Potsdamer Sportschule abzulegen. Danach ging es wie geplant zu den Wasserfreunden Spandau 04, wo er sich zu dem wohl aktuell stärksten deutschen Spieler entwickelte. Zu guter Letzt wird Max Vernet Schweimer (26) als Teil des zweiköpfigen Torwartteams nach Kroatien reisen. Der Deutsch-Spanier schloss sich dem OSC Potsdam als erstem deutschen Club 2018 an und hütete zwei Jahre den Orca-Kasten. Im Anschluss wechselte er nach Spandau und spielt seit dieser Saison für den SV Ludwigsburg 08.
In dem dringend erforderlichen altersbedingten personellen Umbruch in der Wasserball-Auswahl ist Korbel mit 27 Jahren inzwischen der älteste Spieler. „Mich macht das unfassbar stolz, Deutschland als Kapitän bei der EM zu repräsentieren, auch wenn wir Mateo als Menschen und Spieler wahnsinnig vermissen“, so Korbel, der den verletzten Centerspieler Mateo Cuk (Spandau) als Spielführer vertritt. „Wir wollen unsere gute Form vom Vorbereitungsturnier in Ungarn bestätigen und unsere bestmögliche Leistung ins Wasser bringen. Sehr stolz bin ich auch auf Finn, dass er ins Team geschafft hat. Ihm werden weitere Potsdamer Jungs seines Alters in den nächsten Jahren folgen. Das Potsdamer System ist perfekt für talentierte Spieler.“ Tatsächlich ist Finn Taubert mit 17 Jahren der jüngste deutsche EM-Teilnehmer seit 1926. Der gebürtige Plauener wechselte 2020 vom SVV Plauen an die Sportschule Potsdam und besucht dort nun die 12. Klasse. Seit dem hat der Centerverteidiger eine beachtliche Entwicklung genommen und bereits an vier internationalen EM- bzw. WM-Turnieren im Nachwuchs teilgenommen. „Ich bin natürlich sehr glücklich, nominiert worden zu sein und hoffe, auch zum Einsatz zu kommen. Für die Mannschaft wünsche ich mir, dass wir vielleicht den Sprung zur WM schaffen.“ Der notwendige achte Rang ist in Anbetracht der Vorrundenkonstellation äußerst schwer zu erreichen. Während Deutschland gegen Malta (5. Januar) und Israel (9.1.) als Favorit ins Wasser steigt, ist die Sekulic-Sieben gegen Olympiasieger Serbien krasser Außenseiter. Die Weltmeisterschaften in Doha (Katar/2.-16. Februar) sind zugleich auch die letzte Chance, noch ein Ticket für die Olympischen Spiele in Paris zu ergattern.
„Durch die Verjüngung ist eine große Homogenität im Team zu spüren“, schildert Götz seine Eindrücke vom letzten Lehrgang in Berlin. „Schauen wir mal, was die junge Truppe ins Wasser bringt. Hier in Potsdam drücken alle fest die Daumen.“
Und übrigens: Im parallelen EM-Turnier der Damen in Holland ist auch eine Potsdamerin mit dabei. Anne Rieck (jetzt Spandau) spielte bis zur U14 an der Havel und wechselte dann an die Sportschule nach Chemnitz.