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Wasserball historisch

Der 1968er SVL-Olympionike

Der SVL-Wasserballer Peter Teicher war 1968 mit der deutschen Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen in Mexiko City. Und 1972 – dann allerdings als Cannstatter Spieler – bei Olympia in München. Ein Rückblick. Aus gegebenem Anlass.

Was für eine Ehre für den Schüler Peter Teicher. Der Jugendspieler des TSV Ludwigsburg wird 1960 vom SV Ludwigsburg abgeworben. An diesem einen schönen Tag vor mehr als 60 Jahren wird der Peter doch tatsächlich vom Club der gestandenen Nationalspieler angesprochen, ob er künftig nicht lieber für den SV antreten wolle. Und wie der Peter will! Die SVL-Wasserballer sind damals eine der Mannschafte n, die bis 1968 immer um den Deutschen Meistertitel mitspielen. Vom SV Ludwigsburg gehören auch Ludwig Ott und Dietmar Seitz zum Mexiko-Team.

Schwimmen, erzählt Peter Teicher, Jahrgang 1944, habe er sich als Kind ganz allein selbst beigebracht. Im Stadtbad in Ludwigsburg. Schnell indes ist klar: er will nur spielen, Wasserball spielen. Nach dem Wechsel vom TSV tritt Peter Teicher bis 1968 für den SVL an, 1968 ist er längst Nationalspieler. Nach den Spielen in Mexiko hören mit Emil Bildstein, Dieter Seitz, Ludwig Ott und Dietmar Seitz gleich vier SVL-Nationalspieler auf, deshalb wechselt Peter Teicher zum SV Cannstatt. Er nimmt an den Spielen 1972 in München teil und an der ersten Wasserball-WM überhaupt: 1973 in Belgrad, Jugoslawien.

Mit großem Interesse verfolge er noch heute die beiden Vereine, für die er so lange gespielt hat. Besonders große Freude bereitet dem rüstigen Mann, der noch immer arbeitet, sein SVL. „Ich schauen mir viele Spiele an“, sagt er. Die erste Mannschaft des SV Ludwigsburg tritt wieder in der höchsten deutschen Spielklasse an, der Gruppe A der Wasserball-Bundesliga. Und der SVL hat mit Timo van der Bosch seit vielen Jahren mal wieder einen Deutschen Nationalspieler in seinen Reihen. Timo van der Bosch bereitet sich zurzeit mit dem Nationalteam auf das Olympia-Qualifikationsturnier vor, das am 14. Februar in Rotterdam beginnt. Der Polizist ist seit Monaten vom Dienst freigestellt, damit er sich voll auf Wasserball konzentrieren kann.

Im Vergleich zu Olympia 1968 sei der Wasserballsport heute wesentlich professioneller organisiert, sagt Peter Teicher. Früher habe der Sport ganz generell „lange nicht die Bedeutung gehabt wie heute“. Zur Vorbereitung auf Olympia habe das Nationalteam damals lediglich ein paar wenige Spiele bestritten. Auch die Berichterstattung in den Medien sei keinesfalls vergleichbar. Und, ganz wichtig: „Damals durfte kein Geld fließen.“ Dieser Anspruch sei „aber eine verlogene Sache“ gewesen.

Denn bereits damals sei freilich auch im Amateursport hier und da Geld bezahlt worden – aber es sei halt nicht darüber gesprochen, sondern viel gemauschelt worden. Der Verband habe in den 1960er-Jahren viel weniger Mittel gehabt als heute. Bis kurz vor den Beginn der Spielen 1968 sei gar nicht klar gewesen, ob die deutschen Wasserballer trotz ihres Sieges im Qualifikationsturnier überhaupt nach Mexiko fliegen dürfen. „Das Geld war knapp.“

Die Trainingsbedingungen in Ludwigsburg seien früher speziell im Winter mehr schlecht als recht gewesen. Nur selten hätten die Wasserballer vor 21 Uhr ins Stadtbad zum Training kommen können. Heute hätten die Wassersportler in Ludwigsburg im Vergleich zu 1968 traumhafte Möglichkeiten im neuen Campusbad – abgesehen freilich von den aktuell gültigen Corona-Einschränkungen. Zu den größten Erfolgen von Peter Teicher zählt sicherlich der vierte Platz beim Olympia-Turnier in München. Trotzdem, sagt er, „würde ich gerne nochmal unter den heutigen Bedingungen als junger Mann Wasserball spielen“.

Nach der WM 1973 nimmt Peter Teicher viele Jahre keinen Wasserball in die Hände. Als das Wirtschaftswissenschafts-Studium an der Uni Tübingen beendet ist, arbeitet er zunächst 13 Jahre lang bei Bertelsmann. Dann gründet er seinen kleinen, feinen Verlag Edition Libri Illustri in Ludwigsburg, der sich auf Raritäten früher Buchkunst spezialisiert hat.

1989 geht es aber wieder los mit Wasserball. Mit einstigen Weggefährten wird Peter Teicher mehrmals deutscher Senioren-Meister und Europameister. Höhe- und Schlusspunkt des Senioren-Wasserballers ist der doppelte Titelgewinn bei der Weltmeisterschaft 2010 in Göteborg in der Altersklasse 60 und in der Altersklasse 65.

Heute, sagt Peter Teicher und lacht, spiele er aber lieber Golf. Das sei „altersgemäß“. Timo van der Bosch drücke er die Daumen für das Qualifikationsturnier für Tokio, denn er selbst, sagte Peter Teicher, habe Olympia in Tokio 1964 nicht erleben dürfen. Im geteilten Deutschland war damals nur ein deutsches Team von IOC zugelassen. Und das Ausscheidungsspiel hatte die DDR-Mannschaft knapp gewonnen.