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FINA beschließt Regeländerungen

Am Ende ging es schnell: Auf dem jüngsten FINA-Kongress im chinesischen Hangzhou wurden mit großer Mehrheit (161 Ja-Stimmen gegen sechs Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen) gleich mehrere gravierende Regeländerungen für die Sportart Wasserball beschlossen, die spätestens mit Beginn der Saison 2019/2020 weltweit zur Anwendung kommen. Die meisten Vorschläge waren erst im April des abgelaufenen Jahres von namhaften Experten der Sportart auf einem Wasserball-Kongress in Budapest (Ungarn) erarbeitet worden, wobei neben Aktiven und Schiedsrichtern auch auf die Kampfrichter und Technikhersteller gravierende Veränderungen warten.

Getestet wurden die Änderungsvorschläge nur relativ kurz im Sommer auf den Weltcup-Turnieren in Berlin (Männer) und Rusa (Russland/Frauen) sowie den beiden U18-Weltmeisterschaften, allerdings gab es dort jeweils eine ungewöhnlich breite Zustimmung unter den Teilnehmern. Zu Anwendung kommen sollen diese im Nationalmannschaftsbereich bereits 2019 jeweils beim Europa Cup-Finale, dem Weltliga-Finale und den Weltmeisterschaften in Gwangju (Südkorea) wie auch verschiedenen Jugend-Championaten. Die laufenden Europapokalwettbewerbe, darunter das Final Eight der Champions League in Hannover, will die LEN dagegen noch nach den alten Regeln zu Ende spielen.

Mit den Entschlüssen von Hangzhou sind im Rahmen der Reformüberlegungen zudem die langwierig diskutierten Vorschläge um Wasserballspiele mit 6er-Teams auf 25-Meter-Feldern endgültig vom Tisch, die trotz einer mehrjährigen internationalen Testphase mit verschiedenen Varianten anders als die 2018-Neuerungen zahlreiche ablehnende Stimmen hervorgebracht hatten: Traditionalisten gingen die Einschnitte in das Spiel zu weit; kritische Stimmen unter den aufgeschlossenen Beobachtern vermerkten, dass die dargebotenen Partien zwar torreicher, optisch jedoch nicht attraktiver gewesen seien. Die neuen Vorschläge waren in Budapest neben den Offiziellen zudem diesmal auch von bekannten Trainern erarbeitet und propagiert worden.

Flüssigeres Spiel im Blickpunkt

Die aktuellen Beschlüsse setzen zudem primär darauf, das bestehende Spiel flüssiger zu gestalten. Kernpunkt sind zwei zentrale Änderungen: Die Angriffszeit bleibt nach einem Wechsel des Ballbesitzes weiter bei 30 Sekunden, dagegen beträgt für das angreifende Team eine weitere Angriffszeit nach einem Persönlichen Fehler, Eckball/Einwurf oder geblocktem Torwurf aber nur noch 20 Sekunden (Faustregel: Es gibt keine „neuen“ 30 Sekunden mehr). Einzig Ausnahme: Sind zum Zeitpunkt eines verhängten Ausschlusses weniger als zehn Sekunden vergangen, wird die Angriffszeit jedoch nicht auf 20 Sekunden verkürzt. Die Regel greift in das eigentliche Spiel nicht ein, verhindert allerdings zeitliche Verschleppungen.
Die zweite große Neuerung ist eine Neugestaltung der Freiwürfe, wobei die Fünf-Meter-Linie durch eine neue Sechs-Meter-Linie ersetzt wird. Freiwürfe werden jedoch anders als in der Vergangenheit dann aber an der Stelle ausgeführt, an der sich der Ball befindet. Wird ein Spieler jenseits der Sechs-Meter-Linie gefoult (der Schiedsrichter zeigt dieses an), können Akteure anders als bisher zudem auch nach einem Antäuschen oder Absetzen des Balls wie auch einem Verlassen des Platzes direkt auf das Tor werfen. Theoretisch kann damit ein gefoulter Akteur mitsamt Ball über das gesamte Spielfeld bis in das gegnerische Tor hineinschwimmen. Ergänzend darf zudem bei Eckbällen sofort oder nach einer Schwimmbewegung ebenfalls ohne ein Abspiel direkt auf das Tor geworfen werden.

Zusätzlich zu den neuen Formalien soll auch eine Änderung bei den Schiedsrichterentscheidungen das Spiel interessanter machen, könnte allerdings auch für unerquickliche Diskussionen sorgen: Wird ein Spieler im Sechs-Meter-Raum in einer torgefährlichen Szene beim Schwimmen mit Ball oder Schießen von hinten behindert, soll ein Strafwurf verhängt werden, sofern der Verteidiger in dieser Situation nicht den Ball berührt. Die FINA hatte diese Neuerung in ihrer Pressemitteilung allerdings nur kurz skizziert, so dass hier die Auslegungen eine besondere Bedeutung erfahren dürften.

Als bereits beim Weltcup in Berlin praktizierte Neuerung können Spieler bis hin zur Mittellinie jetzt auch von der Seite eingewechselt werden, so dass die Schwimmwege insbesondere bei der Spielumkehr kürzer werden. Die Umsetzung dieser Regelung dürfte allerdings nicht nur national, sondern auch international Schwierigkeiten bereiten, da selbst in großen Bädern der Platz zwischen den Außenleinen und dem Beckenrand häufig oftmals nur sehr gering ist.

Weitere Änderungen sollen Wasserballspiele für Übertragungen zeitlich kompakter machen: Die Halbzeitpause wird von fünf auf drei Minuten verringert, was allerdings für den Bereich der Fernsehpartien und Eventveranstaltungen wie der Champions League von kritischen Geistern eher skeptisch betrachtet wird. Anstelle der bisher vier Auszeiten (jeweils eine pro Spielviertel) gibt es nur noch zwei pro Team, diese dann allerdings zu einem beliebigen Zeitpunkt. Auszeiten sollen zudem seitens der Trainer per Knopf ausgelöst werden, so dass Technik in der Zukunft eine größere Rolle spielen wird. Schiedsrichter sollen zudem für die Kommunikation Kopfhörer nutzen, wobei die Deutsche Wasserball-Liga (DWL) der FINA hier sogar voraus ist.