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28. November 2014„Wir sind anders als andere Vereine“: Waspo 98 trotzt Negativtrend
Deutschlands Wasserballer kämpfen international um Anschluss, doch es gibt auch hartnäckigen Widerstand gegen die aktuell unübersehbaren Negativtrends: Mit dem Bundesligadritten Waspo 98 Hannover steht erstmals seit 2010 wieder ein deutscher Vertreter unter den letzten Acht des Euro Cups (entspricht etwa der Europa League im Fußball) und hofft bei den anstehenden Viertelfinalduellen mit dem rumänischen Vertreter Steaua Bukarest (29. November und 17. Dezember) jetzt sogar noch auf weitere Topresultate auf der großen internationalen Bühne der ältesten olympischen Mannschaftssportart.
Kein Zweifel, die Wasserballer von der Fösse sind im Aufwind, und dieses auch international: 2012/2013 hatten die Niedersachsen als erster hannoverscher Verein bei den Mannschaftssportarten an einem Europapokalwettbewerb in dem spektakulären Champions League-Format teilgenommen, und in der noch jungen Spielzeit konnte die Sieben von Trainer Karsten Seehafer zu Monatsbeginn mit dem Einzug in das Viertelfinale des Euro Cups erstmals seit 1992/93 wieder in die Runde der letzten Acht eines internationalen Wettbewerbs vordringen Die jüngsten Resultate der Waspo98-Sieben haben zudem in der Region für ein lange Jahre ungewohntes Interesse an der Sportart gesorgt: Die nationale Pokalendrunde und die zweite Runde der Champions League mit gleich drei aktuellen Europapokalsiegern haben 2014 gleich zweimal für volle Ränge im Stadionbad gesorgt, das der Klub nach langen Jahren wieder aus dem (wasserballerischen) Dornröschenschlaf geholt hat, und auch die heimischen Medien haben die in der Landeshauptstadt traditionsreiche Sportart wiederentdeckt. Von den jüngsten internationalen Misserfolgen deutscher Teams haben sich die Waspo98-Verantwortlichen nicht beeinflussen, ganz im Gegenteil: Der Verein will der Negativentwicklung aus eigenen Kräften gegensteuern. „Wir sind anders als andere Vereine“, kokettiert der Klub gerne mit seinem besonderen Image, und die Macher scheuen auch nicht die öffentliche Konfrontation.
Die Niedersachsen ecken an und polarisieren, doch auch die kritischen Geister der Fachwelt sind sich einig, dass sich der deutsche Wasserball auf eingefahrenen Gleisen alleine nicht retten lassen wird. Die Fusion von Norddeutschlands langjähriger „Nummer eins“ Waspo Hannover-Linden (deutscher Meister 1993) mit dem einstigen Stadtrivalen Wasserfreunde 98 Hannover im Oktober 2012 zu einem Großverein soll der Sportart in der Landeshauptstadt gänzlich neue Möglichkeiten eröffnen und den Weg in die Zukunft ebnen. Als kurz- und mittelfristige Strategie bemüht sich der Klub aus der Landeshauptstadt in einem breiter angelegten Konzept derzeit insbesondere um ein modernes, professionelles Umfeld der Ligamannschaft, mit dem diese sich im Duell mit der internationalen Konkurrenz nicht verstecken muss: Spielstarke Aktive sollen allerdings nicht mit einem reinen Monatssalär, sondern auch mit längerfristigen beruflichen Perspektiven gewonnen und gehalten werden – letzteres zudem in der Gestalt, dass das tägliche zeitaufwendige Engagement der Athleten für die Sportart dennoch nicht leidet. So musste kein Aktiver bei den drei bisherigen Auslandsreisen in Ermangelung beruflicher Freistellungen zu Hause bleiben, dieses trotz mitunter sehr kurzfristiger Termine. Auch finanziell ist der Klub im Umfeld mittlerweile derart aufgestellt, dass die Ligamannschaft in der laufenden Saison mit dem Viertelfinalhinspiel bei Steaua Bukarest bereits die vierte Flugreise in nicht einmal drei Monaten unternehmen kann, ohne finanzielle Abenteuer eingehen zu müssen.
Schwachpunkt Übungszeiten
Diese ersten beiden Eckpfeiler sind aktuell bereits erfolgreich am Laufen, als Schwachpunkt der aktuellen Bemühungen haben die Waspo98-Verantwortlichen allerdings die derzeitigen Übungsmöglichkeiten ausgemacht: „Wir haben hier einen Olympiastützpunkt mit der Schwerpunktsportart Wasserball und schaffen es nicht einmal, dass wir als erfolgreicher Europapokalteilnehmer vernünftig trainieren können“, klagt Vereinspräsident Bernd Seidensticker, der schon seit Monaten hinsichtlich der Übungsmöglichkeiten im Sportleistungszentrum mit den Verantwortlichen im Clinch liegt. „Die Trainingszeiten sind auch die einzige Variable im Umfeld, die wir nicht selbst beeinflussen können“, hadert der langjährige Waspo98-Macher und hofft hier mittelfristig auf Besserung. Neuralgisch beim Duell mit der internationalen Konkurrenzen aus Süd- und Osteuropa sind insbesondere die Trainingsmöglichkeiten der Spitzenathleten in den Vereinsmannschaften, da hier die letztlich entscheidende Arbeit geleistet wird: „Da ist uns die Konkurrenz zuletzt enteilt“, hat nicht nur Seidensicker diesen Umstand als eine sichtbare Achillesferse des deutschen Wasserballs ausgemacht.
In Sachen Übungsstunden konnte die Niedersachsen vor Wochenfrist bei ihrem jüngsten Euro Cup-Gastspiel im norditalienischen Savona internationalen Anschauungsunterricht nehmen, wo der heimische Klub die dortige 50-Meter-Schwimmhalle sogar in Vereinsregie betreibt. In Sachen Geld muss der dreimalige italienische Meister und Europapokalgewinner RN Savona in wirtschaftlich schwierigen Zeiten derzeit zwar auch kleinere Brötchen backen, doch die Eigeninitiative des Klubs ist vorbildlich. Entscheidend im Lande des amtierenden Olympiazweiten sind entgegen langläufigen Meinungen zudem nicht die Verbandsmaßnahmen, sondern die eigenen Bemühungen der Klubs, wie die Verantwortlichen des deutschen Pokalfinalisten bei ihrem Besuch in Norditalien jetzt noch einmal brühwarm auf das Brot geschmiert bekommen haben. In Savona bleibt das große Wasserball-Spielfeld teilweise sogar über Nacht im Becken, wie die Waspo98-Offiziellen feststellen mussten: „Da trainiert selbst die ‚U17‘ immer auf voller Spielfeldlänge“, sagt Seidensticker.
Vermutlich noch mehr die Zornesröte auf Seidenstickers Stirn treiben wird allerdings am 29. November der nächste internationale Auftritt seines Teams bei Steaua Bukarest, wenn die Niedersachsen um den Einzug in das Halbfinale des Euro Cups kämpfen: Seit gut zwei Jahren verfügt der zehnmalige rumänische Meister auf dem Vereinskomplex auch über eine Schwimmhalle, dieses sogar mit einem 35 x 25 Meter großen Sportbecken eigens für die jetzt auch international wieder konkurrenzfähige Wasserball-Mannschaft des Traditionsklubs. „Die müssen sich zumindest über ihre Trainingsmöglichkeiten keine Gedanken machen“, konnte sich Seidensticker einen Seitenhieb auf deutsche Wasserballverhältnisse nicht verkneifen.