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Pokalkrimi mit Happy End

München schlägt nach furioser Aufholjagd die SGW Leimen/Mannheim nach 5-Meter-Werfen mit 17:16

„Zweimal haben wir hier im Olympiabad in dieser Saison schon einen Krimi knapp verloren, endlich hat es mit einem Sieg geklappt. Es war unser letztes Spiel im schönsten Hallenbad Deutschlands in dieser Saison und als Trainer ist man natürlich überglücklich über dieses Wahnsinns-Spiel“, konnte Spielertrainer Ivan Mikić das Glück kaum fassen. Es dauerte auch seine Zeit bis er die vergangenen 1½ Stunden verarbeitet hatte und zu seiner gewohnt analytischen und emotionslosen Spielanalyse zurückkehrte.
Vor dem Spiel waren die Männer von der Isar optimistisch und strotzten, trotz des schwachen letzten Spiels gegen Würzburg und der Tatsache, dass der Gast aus Leimen klarer Titelfavorit ist, vor Selbstvertrauen. Die Vorbereitung war trotz der Osterpause gut und mit Matthias Krimphove, Ignacio Marian de Diego und dem wegen einer Ellenbogenverletzung vier Monate pausierenden Torwart Robert Idel kehrten drei Säulen wieder in die Mannschaft zurück. Ferner lud Kapitän Marko Ristić am Vorabend des Pokalkrachers zu einer Videoanalyse des letzten Spiels ein. „Damit wir nicht schon wieder die gleichen Fehler machen“, so Ristić. Man hatte das letzte Spiel gegen Leimen nicht vergessen, als man schon 4:1 führte und dann von Leimener Cleverness sowie eigenen Unzulänglichkeiten überrumpelt wurde und am Ende 9:10 verlor. Diesmal sollte es anders laufen.

Und es lief anders – doch keineswegs so, wie in Mikićs Matchplan vorgesehen. Nach einem sehr intensivem ersten Viertel, das mit 2:2 endete, gelang es den Münchnern kurz vor der Halbzeitpause mit 5:3 davon zu ziehen. Und der Spielertrainer bekam glückliche Gesichtszüge, denn genau das wollte er erreichen, mit einer Führung in die Pause gehen. Doch keine 35 Spielsekunden später glichen die Leimener dank zwei schnellen Toren aus, bestraften Münchens erste Schwächephase gnadenlos und schickten die Landeshauptstädter mit gesenkten Köpfen zur Halbzeitansprache. Mikić versuchte die Ordnung wieder herzustellen, doch was die knapp 200 Zuschauer dann zu sehen bekamen, lässt sich mit „Drama“ gut beschreiben. München verlor völlig den Faden, wohingegen der Gast aus Leimen stark aufspielte und mit 7:11 eine Minute vor der letzten Viertelpause davon zog – auch die umjubelte Rückkehr von Münchens Langzeitverletzten Torhüter Robert Idel, der in dieser Zeit für den tadellos spielenden Viktor Sipos ins Wasser sprang, konnte Leimens Torfestival nicht aufhalten. Ferner begann sich zusätzlich die Münchner Ersatzbank zu leeren, doch dazu später mehr.

Die ersten Zuschauer gingen schon in Richtung Pausenbier, als Münchens David Milosavljević Leimener Nachlässigkeiten erkannte und mit zwei Toren innerhalb von 30 Sekunden mit dem Pausenpfiff auf das psychologisch wichtige 9:11 verkürzte. „Das waren zwei unfassbar wichtige Tore – David hat uns den Glauben an ein Weiterkommen zurück gegeben“, fasste der Spielertrainer die Bedeutung der Tore seines Centers nach dem Spiel zusammen. Und jetzt wurde es ein rassiges Wasserballspiel, in dem beide Mannschaften dem Ende ihrer Kräfte trotzten und mit offenem Visier den Zuschauern ein Spektakel boten. Die Tornetze füllten sich, die Ersatzbänke leerten sich. Erst glich Kapitän Ristić zum 11:11 aus, dann schickte das starke Schiedsrichtergespann sowohl Münchens Felix Ottke als auch Leimens Topscorer Timo Sona unter die Dusche. Auch Spielertrainer Mikić bekam seine dritte Hinausstellung. Leimen erhöhte, München glich aus, erneute Hinausstellungen und Rollen dezimierten die Münchner Bank und waren Fundament für ein Torfestival, in dem Leimen stets vorlegte und München noch immer ausgleichen konnte. Und als der Schiedsrichter beim Stand von 14:14 das Spiel abpfiff, hörte man kurz das Innehalten und Aufatmen der Zuschauer. 15 Hinausstellungen + 2 „Rollen“ für die Bayern und 14 Hinausstellungen + 1 „Rolle“ für die Badener sind Zeugen für ein rassiges, aber unterm Strich sehr faires Spiel. Doch all das zählte nicht mehr, als zum letzten Akt, dem 5-Meter-Werfen angepfiffen wurde.

Und jenes 5-Meter-Werfen wurde zur „Robert Idel Show“. Nachdem David Milosavljević souverän verwandelte, begann Münchens Torwart Idel mit den Psychospielchen, die aber sofort mit einer gelben Karte geahndet wurden. Doch es genügte, um Leimen ins Hintertreffen zu bringen und den ersten 5-Meter zu parieren. In Folge dessen verwandelten Münchens Ignacio Marian de Diego und Leimens bester Torschütze Patrick Schwabbauer, beide mit etwas Glück. Münchens US-Boy William „Bill“ Gorin platzierte seinen ersten 5-Meter in Deutschland etwas zu mittig und Leimens Spielmacher Jonas Pohle konnte ausgleichen, ehe Münchens Kapitän Marko Ristić zur Führung knallte. Die Spannung war auf dem Siedepunkt, als Torwart Idel den nächsten Leimener zur Verzweiflung brachte und Münchens Marko Polunić folglich die Chance hatte, alles klar zu machen. Doch dieser, ausgepowert vom harten Spiel, warf zwar mit gewohnt ordentlichen Wumms, aber leider auch über das Tor hinaus, sodass es zum finalen Showdown kam. Ein letzter Schütze, der Druck auf den letzten verbleibenden Leimener Schützen….. und Idel hielt erneut stark und brachte die Halle zum Toben. 17:16 (2:2; 3:3; 4:6; 5:3; 3:2) hieß das offizielle Endergebnis. München feierte den Halbfinaleinzug und wartet nun auf die Auslosung in zwei Wochen, bei der Ludwigshafen, Ludwigsburg oder der Sieger aus dem Spiel Stuttgart – Würzburg als potenzielle Gegner warten.

Leimen bekommt schon sehr bald die Chance auf Widergutmachung, denn die Münchner machen sich am Samstag, 16.04., schon auf den Weg nach Baden, um gegen Leimen um Punkte in der Liga zu kämpfen. Hier ist, auch da München einige Ausfälle zu verkraften hat, Leimen klarer Favorit, doch wie schon das Pokalspiel zeigte: Alles ist möglich!

SG Stadtwerke München – SG Wasserball Leimen/Mannheim 17:16 (2:2; 3:3; 4:6; 5:3; 3:2)
SG Stadtwerke München: Viktor Sipos und Robert Idel (beide TW), Brinio Hond (2 Tore), Marko Polunić (2), Matthias Krimphove (1), Haris Hadjioannou (1), Ivan Mikić (1), Marko Ristić (3), Felix Ottke, William Gorin (1), German Kulnevsky, David Milosavljević (3), Ignacio Marian de Diego (3)