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Traglufthallenspiel in Szeged

Ungarn ist trotz manch anderer Meinung und auch Beobachtung nicht immer ein Land der modernen Sport- und Wasserball-Bäder. Absolut spartanisch geht es heute Abend beim ersten Viertelfinalduell des Euro Cups zwischen Szegedi VE und dem deutschen Vertreter Waspo 98 Hannover (18:30 Uhr, Sportuszoda) zu, wo auf engem Raum und eher altertümlichen Bedingungen im städtischen Freibad unter dem Dach einer weißen Traglufthalle gespielt werden wird.

Für die Wasserballer des ungarischen Spitzenklubs, an gleicher Stelle im Jahre 2009 sogar schon einmal Titelgewinner des Euro Cups (damals noch „LEN Trophy“), kommt das quasi einem Leben im Ausnahmezustand gleich. Internationale Spiele dürfen auf hier nur mit einer Sondergenehmigung der LEN ausgetragen werden, und auch Waspo 98 war im Vorfeld über die Problematik der Spielstätte unterrichtet worden. „Die Bedingungen sind aber ok“, sagte Waspo98-Trainer Karsten Seehafer nach der Trainingseinheit der Niedersachsen am Dienstagabend. Erste Eindrücke vor Ort und auch Fotos vom 2009er-Endspiel lassen allerdings vermuten, dass es am Mittwochabend am Beckenrand nicht nur eng werden, sondern auch durchaus heiß zugehen könnte.

Die gegenüber der Innenstadt (und auch der Waspo-Unterkunft) auf der anderen Seite des die Stadt durchziehenden Theiß-Flusses liegende Spielstätte wirkt in der Wintermonaten ähnlich wie vergleichbare Anlage wie ein Provisorium. Das 50 x 21 Meter große Sportbecken sowie anhängend ein 20 x 12 Meter großes Lehrschwimmbecken sind jeweils von einer Traglufthalle überdacht. Das Becken wirkt mit seinem Fliesen durchaus modern, doch am Beckenrand steht der Beobachter ähnlich wie in einem 60er-Jahre-Freibad auf blanken Steinfußboden muss dort zahlreichen Pfützen ausweichen. Es geht am Beckenrand eng zu, doch erstrecken sich Metallgitter am Beckenrand, die die Schiedsrichter von dem Publikum zumindest ein wenig abschirmen sollen.

Die eine Seite des überdachten Bereiches bietet allerdings eine dreireihige provisorische Tribüne und lässt erahnen, dass auf der Anlage nicht nur geübt wird, sondern auch regelmäßig ungarischer Spitzenwasserball stattfindet. Größter optischer Clou ist eine ebenfalls temporär errichtete Plattform, die den Fernsehkameras des ungarischen Fernsehsenders „Digi Sport“, der auf seinem ersten Kanal auch am Mittwochabend bereits von 18 Uhr einmal mehr die Partie live übertagen wird, die entsprechende Übersicht bietet – ganz gleich, wie spartanisch die Bedingungen der Spielstätte auch sonst sein mögen.

Analog zum Steinfußboden am Beckenrand präsentiert sich auch das Hauptgebäude nebst seinen Umkleidemöglichkeiten wie ein kaum renovierter 60er-Jahre-Bau. Allerdings gibt es auch hier bereits im Eingangsbereich einen Fan- und Schwimmsportshop, der vor allem Produkte des Teamsponsors im Angebot hat. Doch auch hier wiederholt sich eine in Ungarn vielerorts gemachten Beobachtung: Unabhängig von den spartanischen Bedingungen der Sportstätte präsentieren sich hier zahlreiche wasserballspielende Kinder, und Szeged bietet sogar eine unter eigenem Namen firmierende Wasserball-Schule. Und die Ungarn präsentieren damit einmal mehr die Erkenntnis, dass das Wohl der Sport (und auch anderer Bereiche des Lebens) nicht alleine von dem Umständen abhängt, sondern auch vom eigenen Engagement.